Der Staat der Honigbienen besteht aus einer einzigen Königin und 40 000-70 000 Arbeiterinnen, zu denen im Frühjahr noch einige Hundert männliche Tiere (Drohnen) hinzukommen. Nur die Königin kann im allgemeinen Eier legen. Von ihr stammen alle übrigen Bewohner des Bienenstocks ab. Sie erreicht ein Alter von A bis 5 Jahren.
Inhaltsverzeichnis
Welche Rolle haben Arbeitsbienen in einem Bienenstaat?
Die Arbeiterinnen sind verkümmerte Weibchen, die außer dem Eierlegen alle Arbeiten für den Staat erledigen und nur einige Wochen im Frühjahr und Sommer leben. Der Arbeitseinsatz ist streng geregelt. Vom 1. bis etwa 10. Lebensnstag verrichten die Arbeitsbienen Arbeiten im Stockinneren. Bis zum 3. Lebensteg reinigen sie als Putzbienen den Stock. — Ab dem 4. Lebenstag füttern sie die junge Bienenbrut, wozu sie ein besonderes Sekret, die Ammenmilch, erzeugen; je nach dem Alter der Maden werden zusätzlich zur Ammenmilch noch Honig und Pollen verfüttert. — Vom 10. bis zum 20. Lebenstag widmet sich die Arbeitsbiene dem Wabenbau. Sie besitzt dafür zwischen den Hinterleibsringen Wachsdrüsen, die Bienenwachs in Form kleiner Schüppchen abscheiden. Diese werden von ihr mit den Beinen erfaßt, zu den Mundwerkzeugen geführt und dort gründlich durchgeknetet. Dann setzen diese sog. Baubienen Kügelchen um Kügelchen aneinander, bis eine sechskantig geformte Wabenzelle entsteht. Es ist auch heute noch nicht genau bekannt, wie diese erstaunliche Regelmäßigkeit der Zellen (auch in Bezug auf ihre Wanddicke) zustande kommt. — Um den 20. Lebenstag herum verrichten die Arbeiterinnen Wächterdienst am Flugloch. Mit Hilfe ihres Geruchssinns erkennen sie alle nicht zum Stock gehörenden Bienen und andere Tiere und verwehren diesen den Zutritt. Um ankommenden Stockgenossinnen das Auffinden des Nestes zu erleichtern, scheiden sie einen Duftstoff aus; dabei strecken sie am Flugloch ihren Hinterleib steil in die Höhe („Sterzeln“). — Im Anschluß an den Wächterdienst verbringt die Arbeitsbiene den Rest ihres Lebens (als Sammelbiene) mit dem Einsammeln von Blütenstaub und Nektar. Dabei erfüllt sie zusammen mit anderen blütenbesuchenden Insekten eine wichtige Rolle in der Natur, indem sie die Blüten bestäubt und so für die Samen- bzw. Fruchtbildung der Blütenpflanzen sorgt.
Fallen Bienen eines bestimmten Aufgabenbereiches aus. dann können die übrigen Bienen diese Tätigkeiten übernehmen, indem entweder funktionslos gewordene Organe (z. B. die Geschlechtsorgane oder die Wachsdrüsen bei Arbeiterinnen) wieder tätig werden oder bestimmte Organe früher als üblich in Aktion treten. Das Bienenvolk kann demnach als ein Organismus höherer Ordnung angesehen werden.
Was sind Drohnen?
Die Drohnen leisten im Stock keine Arbeit, sondern lassen sich von den Arbeiterinnen füttern. Ihre Aufgabe ist es, die Bienenkönigin zu begatten. Wenn dies geschehen ist, werden sie aus dem Stock vertrieben oder getötet („Drohnenschlacht“).
Der Bienenstock
Im Nest der Honigbiene befinden sich mehrere senkrecht angeordnete Waben mit den dicht aneinanderliegenden. sechsseitigen, prismatischen Wachszellen. Dabei liegen die Zellen mit der Brut an einer bestimmten Stelle in der Mitte des Nestes. Dem Brutbezirk benachbart wird der Blütenstaub gespeichert. Die mit Honig gefüllten Waben hängen vor und hinter dem Brutnest.
Die Innentemperatur des Stocks liegt konstant (mit Ausnahme des Winters) zwischen 34,5 und 35,5 C. Die Bienen haben einen sehr genauen Temperatursinn, mit dem sie noch Temperaturunterschiede von nur 1/5 C registrieren können. Jede Änderung der Innentemperatur des Stocks wird sofort reguliert: Bei zu hoher Temperatur bringen die Bienen Wasser in leere Zellen und nutzen so die Verdunstungskälte für eine Temperaturerniedrigung, wobei sie zusätzlich durch Flügelbewegungen die Verdunstung beschleunigen. Sinkt die Temperatur andererseits unter den Normwert ab. so nehmen die Bienen zur Steigerung ihres Stoffwechsels Honig aus ihrem Vorrat auf und erzeugen durch Muskelzittern und Flügelschwirren zusätzliche Körperwärme. Dies alles geschieht zum Schutz der Brut, v. a. auf den Brutwaben, wo die Bienen dicht zusammenrücken. — Im Winter, wenn die Bruttätigkeit erloschen ist, bilden alle Bienen zusammen eine dichte Traube. in der die Temperatur kaum unter 20:0 abfällt. Von Zeit zu Zeit findet dabei ein Austausch zwischen den ausgekühlten Bienen der Peripherie und den Bienen im Inneren der Traube statt.
Wie ensteht ein neuer Bienenstaat?
Anders als bei Hummeln und Wespen vollzieht sich die Neugründung des Bienenstaates nicht durch die Königin allein. Wenn das Bienenvolk zu einer gewissen Größe herangewachsen ist, verläßt die alte Königin mit einem Teil der Bienen als Schwarm den Stock. Es ist dies die Stammbelegschaft für den neuen Staat. Im alten Stock wird die Stelle der alten Königin von einer frisch geschlüpften übernommen.
Das Sozialverhalten der Bienen
Von besonderer Bedeutung für das soziale Verhalten der Honigbienen ist deren Mitteilungsvermögen („Bienensprache„). Sammelbienen, die eine Nektar- oder Blütenstaubquelle entdeckt haben, teilen dies im Bienenstock durch verschiedene Tänze mit. Die experimentellen Untersuchungen hierüber hat K. v. Frisch durchgeführt. Danach führen die Sammelbienen auf den Waben einfache Rundtänze auf, wenn sich die Futterquelle in der Nähe des Stocks befindet. Ist die Futterquelle, etwa ein blühender Obstbaum, weiter als 80-100 m vom Stock entfernt, so geht der Rundtanz in einen Schwänzeltanz über: Die Lauffigur ist eine Acht, wobei die Tänzerin beim Durchlaufen der Mittelstrecke mit dem Hinterleib rasch hin und her „schwänzelt“. Die dabei eingehaltene Laufrichtung gibt den Stockgenossinnen die Flugrichtung zur Futterquelle in Abhängigkeit vom Sonnenstand an. Liegt z. B. die Futterquelle genau in Richtung des Sonnenstandes, so verläuft der Schwänzeltanz senkrecht nach oben. Liegt die Futterquelle in einem bestimmten Winkel zur Sonne, so deutet dies die Biene dadurch an, daß sie die Schwänzelrichtung genau um dieselbe Gradzahl von der Senkrechten weg nach der betreffenden Seite zu ändert. Je weiter die Futterquelle entfernt ist, desto langsamer sind die Umläufe, jedoch umso intensiver ist dann andererseits das Schwänzeln auf dem Mittelstück der Tanzfigur. Die Biene kann so durch die Zahl ihrer Umläufe pro Zeiteinheit ihren Stockgenossinnen genau angeben, welche Flugleistung notwendig ist. um die Futterquelle zu erreichen. Dabei sind die jeweiligen Geländeformen und Windeinflüsse bereits berücksichtigt. Durch die Fähigkeit der Bienen, polarisiertes Licht wahrzunehmen, genügt ihnen bereits ein kleiner Fleck blauen Himmels, um den augenblicklichen Sonnenstand zu erkennen.
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